DSH im Fokus der Stasi

Das heutige Programm DSHplus ist am Institut für hydraulische und pneumatische Antriebe und Steuerungen (IHP), heute IFAS, als Re-Engineering-Projekt aus den Programmpaketen DSH (Digitale Simulation Hydraulik) und SIMULANT entstanden. Zu DSH gibt es eine interessante historische Begebenheit.

Anlässlich einer Ausstellung im Justizzentrum Aachen über die Arbeit der Stasi in Aachen berichtet die Aachener Zeitung am 2.5.2015 folgendes:

Von extrem großen Interesse waren für die Stasi Universitäten und Technische Hochschulen in Westdeutschland. 1985 wirbt die Stasi einen Erfurter Diplom-Ingenieur als Inoffiziellen Mitarbeiter „Peter Lux" an. Am 19. April erklärt er sich bereit, unter dem Decknamen „Peter Lux" als IM für die Stasi zu arbeiten. Sein Auftrag: Im Westen unter falschem Namen Kontakte zu Wissenschaftlern aus seinem Fachbereich, der Pneumatik, aufzunehmen. Ihm gelingt es schnell, Kontakte zur RWTH herzustellen und in führende Forscherkreise vorzudringen. In einer Bewertung des Bundesbeauftragten heißt es: „Zwischen 1985 und 1987 liefert er eine Fülle an Informationen. Eine Woche pro Monat ist er in Aachen."

In der Stasi-Akte vom 27. Januar 1987 heißt es: „Aufgrund seiner hohen Fachkenntnis fand er schnell Zugang zu operativ interessanten Personen in der BRD. Bis Februar 1986 gelingt es dem IM, seine Kontakte zur RWTH so auszubauen, dass er ins Institut für Hydraulik eingeladen wurde. Die Aachener Mitarbeiter führen den Stasi-Spitzel in die Versuchshalle und den Computerraum. Weitere Zitate aus der Akte: „Durch das exakte Halten an Instruktionen, die Natürlichkeit des Herangehens gelang es, daß der IM zum 7. Aachener Kolloquium eingeladen wurde. Hier wurde er in den Verein zur Förderung der Forschung von Hydraulik und Pneumatik der RWTH Aachen aufgenommen", schreibt Oberstleutnant Hausburg in seinem Abschlussbericht zum IM „Peter Lux".

Der Spitzel selber wundert sich, dass im Aachener Westzipfel alles so reibungslos funktioniert. In der Akte der Abteilung XVIII wird das so formuliert: „Die Reisefrequenz des IM ist seit 9/86 hoch. Jeden Monat fährt er für eine Woche an die RWTH. Er schätzt ein, daß es an Wunder grenzt, noch nicht in das Blickfeld von Polizeiorganen gekommen zu sein ... Im Mai 87 will Prof. (Name geschwärzt) zum Zwecke der Promotion des IMB (Inoffizieller Mitarbeiter Beobachtung) in die DDR kommen. Hier ergeben sich weitere Möglichkeiten der Kontaktvertiefung und des -ausbaus."

Und weiter: „Durch weiteren zielgerichteten Einsatz gelang es, das Vertrauensverhältnis so zu festigen, daß seitens dieser BRD-Wissenschaftler die Bereitschaft vorlag, die Betreuung seiner Promotion zu übernehmen. Dadurch kann der IM mit freier Bewegung Forschungen in der RWTH realisieren. In diesem Zusammenhang kam er an Informationen, Daten und komplette Softwarepakete heran, die er kopierte und in die DDR brachte. Durch die Erlangung des Softwarepaketes Digitale Simulation hydraulischer Systeme konnten für die DDR Forschungskapazitäten von 4 Jahren und Mittel von über 1 Mio Mark eingespart werden. Weitere Softwarepakete erbringen analoge volkswirtschaftliche Effekte."

02.05.2015, Aachener Zeitung

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